Radeln ohne Alter: Ehrenamtliche Rikscha-Fahrer bringen Senioren zurück zu liebgewonnenen Orten
Wenn im Alter die Kräfte schwinden, soll das kein Grund sein, nicht mehr mobil zu sein. Das ist das Ziel des Vereins Radeln ohne Alter, der vor zehn Jahren im dänischen Kopenhagen entstanden ist und nach eigenen Angaben für „ein Recht auf Wind in den Haaren“ steht. Seit sechs Wochen gilt dies auch für die Seniorinnen und Senioren in der Stadt Bad Honnef, freut sich Holger Heuser, Erster Beigeordneter über das ehrenamtliche und generationenübergreifende Engagement: „Radfahren verbindet Orte, die Rikscha verbindet auch Menschen. Radeln ohne Alter bringt die Menschen zusammen und gemeinsam an Orte der Erinnerung, der Erholung oder der Abwechslung. Nach sechswöchigem Probebetrieb sind unsere Erwartungen an das Projekt übertroffen worden. Alle Beteiligten sind begeistert.“
Das bestätigen auch Jens Knoth und Michael Richarz von den Aktiven Senioren in Bad Honnef, die seit Mitte April und bis zum 31. Mai in Bad Honnef mit der Rikscha auf Tour waren. „Wir sind zurzeit zwei Piloten, wie wir Fahrer genannt werden, und haben unterm Strich an vier Tagen in der Woche Fahrten durchgeführt. Die Seniorinnen und Senioren waren buchstäblich ganz bewegt von der Fahrt. Eine Dame etwa wollte noch einmal in ihre alte Straße, in der sie Jahrzehnte gewohnt hatte. Bereits auf dem Weg dorthin ist sie aufgeblüht und hat ohne Punkt und Komma von den alten Geschäften, den Geschichten der Straßen und der Menschen, die damals dort lebten, berichtet.“ Andere Fahrgäste wollten noch einmal am Rhein entlangfahren, ergänzt Michael Richarz, „oder noch einmal zur Lieblingsbäckerei nach Rhöndorf oder zur Eisdiele in der Fußgängerzone. Da leuchteten dann die Augen.“ Noch ist die Rikscha eine Leihgabe und im Juni in Königswinter-Ittenbach unterwegs, ehe die Fahrt im Juli in Bad Honnef fortgesetzt wird, erklärt Nadine Batzella, Leiterin des Fachdienstes Soziales und Asyl der Stadt Bad Honnef: „Die Stadt hat bereits eine eigene Rikscha bestellt, die voraussichtlich im August geliefert und in Betrieb genommen werden kann. Dann werden wir die Fahrten im Stadtgebiet noch einmal ausbauen können.“
Die Rikscha bietet vorne zwei Seitzplätze mit ausfaltbarem Sonnendach an. Sitzgurte bieten den Fahrgästen sicheren Halt. Ein Elektroantrieb hilft den Piloten beim Fahren. Das Rad ist zudem mit zwei kräftigen Scheibenbremsen an der Vorderachse ausgestattet und verfügt auch über eine starke Beleuchtung. Bevor die Piloten mit Fahrgästen in die Pedale treten, erhalten sie eine Schulung, erklärt Michael Richarz: „Dabei lernen die Fahrer, wie man mit der Rikscha sicher fährt, dass man nicht schneller als zehn bis zwölf Stundenkilometer fahren soll oder wie sich die Rikscha in Kurven verhält. Das ist ein Standard des Vereins Radeln ohne Alter, der auch eine Probetour und eine kleine Prüfung vorsieht. Dafür sind dann alle Piloten und Fahrgäste über den Verein umfangreich versichert.“ In den kommenden Wochen erwarten die zwei Fahrer tatkräftige Unterstützung, erklärt Jens Knoth: „Vier neue Piloten werden kurzfristig ausgebildet und weitere vier Personen haben bereits Interesse angemeldet. Denn es ist eine schöne Möglichkeit, sich zu engagieren. Die Fahrten dauern in der Regel eine gute Stunde, manchmal machen wir auch zwei Fahrten innerhalb einer Zeitstunde. Genutzt wird das Rikscha-Angebot der Aktiven Senioren derzeit von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Villa Siebengebirge, vom Haus Hohenhonnef, vom Altenheim Dr. Kneipp, vom Seniorenzentrum Marienhof und dem Haus Diakor, welches der Rikscha einen sicheren Abstellort mit der Möglichkeit gibt, die beiden Akkus zu laden.
Wer die Rikscha für Seniorinnen und Senioren buchen oder sich selbst als Pilotin oder Pilot ehrenamtlich betätigen möchte, erhält Auskunft bei Jens Knoth per E-Mail an Jens.Knoth@radelnohnealter.de .