Grünes Juwel in neuem Glanz
Sie gehört zu Bad Honnef wie Konrad Adenauer und der Karneval: Seit 100 Jahren ist die Insel Grafenwerth im Besitz der Stadt Bad Honnef. Die malerische Kulisse des Siebengebirges, der Blick auf den Rhein und die Insel Nonnenwerth, auf weitläufige Uferbereiche – für viele ist „die Insel“ ein Sehnsuchtsort.
Kein Wunder, längst gilt das „Juwel am Rhein“ weit über die Grenzen des Erholungsortes hinaus als besonders beliebtes Ausflugsziel, als Treffpunkt für alle Generationen. Kurz: Die Insel Grafenwerth in Bad Honnef ist DIE Stadtgrün-Fläche in Bad Honnef. Auch wenn sie als Insel dem Stadtraum von Bad Honnef vorgelagert im Rhein liegt, ist sie der bedeutende Stadtpark.
Das Freizeitbad im südlichen Teil sowie die weit in den Rhein hineinragende Nordspitze – zwischen diesen Publikumsmagneten gibt es viel Wissenswertes, auch oder gerade über die Umgestaltung, die der „betagten alten Dame“ seit 2021 ein frisches und munteres Antlitz verschaffen.
Seit Herbst 2021 ist die Insel Grafenwerth somit landschaftlich noch attraktiver und barrierefrei gestaltet. Spazierwege, Spielplätze und Freiflächen – das Projekt wurde zu 60 Prozent aus Fördermitteln der Städtebauförderung finanziert. Die Förderkulisse „Zukunft Stadtgrün“ war das begleitende Programm.
Neben aller Freizeitqualität und Nutzung steht auf Grafenwerth vor allem die Natur im Fokus. In dem seit 2006 geschützten Landschaftsschutzgebiet finden sich diverse seltene Tier- und Pflanzenarten sowie schützenswerte Landschaftsformen. Besucher sind gehalten, dementsprechend zu handeln und die entsprechenden Verhaltensweisen zu respektieren.
PROMENADE
Im Bereich der Inselpromenade wurden die Straßenbreiten von sieben Meter auf einheitliche 3,50 Meter reduziert und mit zeitgemäßen Ausstattungselementen versehen. Die beiden bestehenden Aussichtspunkte entlang der Promenade wurden in Stand gesetzt und der Gestaltung angepasst. Zwischen der dichten Vegetation entlang der Uferböschung wird so der Bezug zum Rhein gestärkt. Darüber hinaus werden die Kulisse der Nachbarinsel Nonnenwerth, der Rolandsbogen und das Arp-Museum attraktiv in Szene gesetzt.
Im mittleren Abschnitt der Promenade werden durch das wechselseitige Herausschwenken zweier Sitzbereiche mit einfachen Mitteln ganz neue Aufenthalts- und Raumqualitäten geschaffen. Dazu gehören Einblicke in den Park oder über den Rhein, Sitzflächen unter Bäumen, eine weite Rasenfläche. Robuste und wegebegleitende Gräserpflanzungen, neue Sitzbänke, neue Beleuchtungselemente und eine weitere Boule-Fläche, zusätzlich zu der bestehenden, erhöhen die Attraktivität des Rheinufers.
Am Rheinufer entstanden zusätzliche Stellplätze für Fahrräder in unmittelbarer Nähe zu den Schiffsanlegern. Im Zuge dessen wurde auch der bestehende Fahrradstellplatz hinter dem Insel Café in mehrere dezentrale Stellplätze aufgeteilt. Zukünftig befinden sich bei der KD-Schiffsanlegestelle, an der Gastronomie und um die Sportflächen beim Brunnenhäuschen jeweils Fahrradbügel zum sicheren und komfortablen Absperren.
Nördlicher Inselbereich
Der nördliche Parkbereich schließt direkt an den Inselzugang über die historische Grafenwerther Brücke und die Schiffsanleger an. Ein neuer Rundweg führt den Besucher an die Nordspitze der Insel mit einem phantastischen Blick über den Rheinverlauf und auf den Drachenfels im Siebengebirge. Zusätzlich zu einem, vor regelmäßigen Hochwässern geschützten und erhöht geführten Weg, markieren robuste, unaufdringliche Sitzkiesel aus Beton die unmittelbare Spitze der Insel.
Innerhalb des Rundwegs sind punktuell Spielinseln im vorhandenen Baumbestand eingefügt. Die inneren Wege wurden zum Schutz des Baumbestands aus einer wassergebundenen Decke gebaut. Einer der Spielbereiche ist unmittelbar der Außengastronomie angelagert und deckt den Altersbereich der jüngeren Kinder ab (bis 6 Jahre). Zwei weitere Spielbereiche sind als Spielangebote für ältere Kinder (ab 6 Jahre) konzipiert. Eine vierte Spielinsel befindet sich in einer bestehenden Lichtung im Zentrum und bietet Platz zum Picknicken und Entspannen. Neue Treppenabgänge und Zuwegungen stellen eine direkte Verbindung an die Hauptwege sowie den südlich gelegenen Bereich am Mineralbrunnen her.
Ab Januar 2020 wurden im Bereich des ersten Bauabschnitts an der Nordspitze Baumpflegemaßnahmen und auch vereinzelte Baumfällungen vorgenommen. In den Folgemonaten gab es diverse Ersatz- und Neupflanzungen standortgerechter Bäume. Am Hang der Rampe zur Inselbrücke ist ein geschützter Bereich mit Wildkräutern und Stauden angelegt worden. Neu ist auch der sogenannte „Schattensaum“: Das grüne Band heimischer Kräuter und Gräser ist ein artenreicher Lebensraum für Insekten und zugleich ein grüner Zaun, der die neuen Wege flankiert, das natürliche Vorkommen an Brennnesseln bereichert und zu den geschützten Bereichen auf der Nordspitze abgrenzt.
Neue Spielangebote für kleine und größere Kids
Klettern, Rutschen, Balancieren, Hüpfen und Spielen – es waren die Kleinsten, die als erste von der im Sommer 2020 fertiggestellten Baumaßnahme der Städtebauförderung profitieren konnten. Zentrales Element der gesteigerten Aufenthaltsqualität sind die neuen Spielangebote für Kinder unterschiedlichen Alters. Hochwertige Sitzmöbel und weitere Gestaltungselemente flankieren den Spielplatz und die neuen Rundwege. Spielgeräte, Wege und Sitzmöbel sind besonders witterungsfest und trotzen sogar dem wiederkehrenden Rheinhochwasser.
So wurden bei Planung und Gestaltung der Spielflächen entsprechende Spielgeräte aus Edelstahl ausgewählt, die witterungsbeständig sind und auch zeitnah abgebaut und eingelagert werden können.
Parallel zu den inneren Erschließungswegen, verbinden Streifen aus gemähtem Landschaftsrasen das vielfältige Spielangebot. Mit einem blühenden Schattensaum wird ein Übergang zur vorhandenen, ökologisch wertvollen Brennesselflur geschaffen, die ihrerseits die bestehenden Baumgruppen schützt. Fazit: Entstanden ist ein Bereich mit großer Aufenthaltsqualität für Familien.
Der zentrale Entrée-Bereich
Hereinspaziert: Kommt man auf die Insel, lässt sich der wesentliche Gestaltungsgedanke der Umgestaltung schnell erfassen: Bewegung und Begegnung über Generationen hinweg im Einklang mit der umgebenden Naturlandschaft.
So wurden an der Rheinpromenade die Wegebeläge erneuert und neue Sitzmöglichkeiten mit einer hohen Aufenthaltsqualität geschaffen. Die Standortgerechten und ansprechenden Bepflanzungskonzepte entlang der Promenade runden die Gestaltung ab und unterstreichen den weitläufigen parkähnlichen Charakter der Insel im mittleren Teil. Um dem Mehrgenerationengedanken Rechnung zu tragen, entstanden im Bereich des alten Spielplatzes neue multifunktionale Flächen für die sportliche Betätigung wie zum Beispiel Fußball, Streetball und Outdoorfitness.
Zum Einsatz kommen dabei viele Materialien und Bauweisen, die sich gerade im Hinblick auf vergangene Hochwasser auch schon auf der Nordspitze der Insel bewährt haben. Besonders die hellen Wegebeläge tragen nicht nur zu einer optischen Aufwertung bei, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Die helle Farbe reflektiert das Sonnenlicht an heißen Sommertagen, während die dunklen vorhandenen Asphaltdecken die Wärme speichern und so für eine Steigerung der Umgebungstemperatur sorgen. In diesem Zuge wurden auch ganz bewusst die versiegelten Flächen insgesamt verkleinert.
Einige Details?
Durch die Reduzierung der Breiten der asphaltierten Straße und der Wegnahme eines Straßenkörpers im Auftaktbereich, der großen offenen Rasenfläche mit Solitärbaumbestand, entsteht eine freiräumliche Qualität, die die Großzügigkeit und Weite des Park- und Flussraums betonen.
So wurde hier ein neuer und zentraler kleiner Platzbereich als „Gelenk“ zur der nach Süden und Norden führenden Promenade geschaffen. Im Bereich des Mineralbrunnens entstanden multifunktionale Sportflächen aus hochwertigem Sportbelag, zum Fußball-, Basketball- und Streetballspielen. Der weite, vielseitig für Freizeitaktivitäten nutzbare offene Parkbereich mit Spielwiese bleibt unberührt und steht zum Erholen und für Veranstaltungen zur Verfügung.
Das Quellhäuschen
Wie bereits erwähnt, liegt auch hier der wesentliche Gestaltungsgedanke in der Bewegung und Begegnung über Generationen hinweg im Einklang mit der umgebenden Naturlandschaft. Betonelemente in der Rasenböschung rahmen das historische Brunnengebäude und dienen Zuschauern der sportlichen Aktivitäten auf den multifunktionalen Sportflächen als Sitzgelegenheit. Ergänzt wird das Angebot durch eine farbbeschichtete Asphaltfläche für Streetball, die auch als kleiner Bühnenstandort, für die reduziert vorgesehenen musikalischen und kulturellen Veranstaltungen, genutzt werden kann.
Ein bisschen Geschichte?
Von 1936 bis 1938 wurde nahe der Brücke eine Mineralquelle erbohrt und das damalige Mineralfreibad – eröffnet am 17. Juli 1938 – gebaut. Ein großer Schritt für die Stadt am Rhein, die so noch im selben Jahr als anerkanntes Heilbad für sich werben konnte. 1948 übernahm die Bad Honnef AG Kurbetrieb und Quelle. Zwei Jahre später wurde die Quelle Teil des Kurbetriebes. Noch heute erinnert ein Schild über dem Eingangsbereich zum Inselcafé an diese Zeit. 1962 bis 1963 wurde das Freibad an seinen heutigen Standort im südlichen Teil der Freizeitinsel verlegt. Bis zur Schließung der Kurkliniken im Jahr 1985 wurde das Mineralwasser der Insel wegen seiner therapeutischen Wirkungen zu Bade- und Trinkkuren angewendet.
Ökologische Ausgleichsmaßnahmen
Um den hohen ökologischen Wert der Insel zu unterstreichen, wurden verteilt auf dem ganzen Gelände verschiedenste ökologische Ausgleichsmaßnahmen realisiert. Die auffälligste Veränderung zu Gunsten der Inselnatur erschließt sich dem Betrachter direkt südlich der historischen Inselbrücke. Hier wurde im Zuge der Baumaßnahme eine rund 6.000 m² große Fläche mit regionalem zertifiziertem Wildblumensaatgut eingesät. In den kommenden Jahren werden hier viele heimische Wildblumen blühen, die so ihren Beitrag zur Biodiversität leisten.
Auch die unzähligen Neupflanzungen von klimastabilen und heimischen Bäumen, wie z.B. Eichen, Kirschen und Pappeln, tragen insgesamt zur Naturentwicklung auf der Insel Grafenwerth bei. Vor allem im südlichen und weitgehend störungsfreien Raum wurde der bislang lückenhafte Baumbestand durch die Pflanzung von neuen Bäumen ergänzt.
Doch nicht nur diese gezielten Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt tragen zur hohen ökologischen Wertigkeit der Flächen bei. Auch die Maßnahmen, die eigentlich gar keine sind, nämlich die Umstellung der Pflegekonzepte auf eine minimale, schonende und extensive Pflege in vielen Bereichen der Insel bewahren diesen einzigartigen Naturraum. Vor allem im Süden und im Osten der Insel entstehen auf diese Weise ganz besondere Habitate: Wo früher regelmäßig Rasen gemäht und aufgeräumt wurde, darf heute die Natur dort machen, was sie will. Aus dem ehemals artenarmen Vielschnitt-Rasen entsteht in den kommenden Jahren eine hochwertige Wiese, die nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht wird. Anders als in der Vergangenheit werden auch die begleitenden Flächen am ökologisch wertvollen Uferbereich nicht mehr aktiv gepflegt. Große zusammenhängende Brennnesselfluren, stehendes und liegendes Totholz und morsche Bäume bilden hier jetzt einen Lebensraum, wie er sich an anderen Stellen kaum realisieren lässt.
Aus den oben genannten Gründen werden die Inselbesucher gebeten, die befestigten Wege nicht zu verlassen.