Starkregenereignisse: eigenverantwortliche Vorsorge schützt mit geringem Aufwand vor immensen Schäden

Starkregen sorgt immer wieder für enorme Schäden mit Überflutungen von Keller- und Wohnräumen. Vor einem Teil der Schäden können sich Bürgerinnen und Bürger bereits mit einfachen Maßnahmen schützen.

Oft sind es hunderte oder tausende Tage am Stück, in denen Niederschläge im Alltag der meisten Bürgerinnen und Bürger allenfalls bei der Gartenarbeit oder der Freizeitgestaltung eine Rolle spielen. Und dann gibt es Tage, die mit unwetterartigen oder gar extremen Niederschlägen in die Geschichte eingehen, weil sie Keller, Straßenzüge oder ganze Ortschaften unter Wasser setzen.

Wie Starkregen entsteht und wie man sich vor Schäden durch Starkregen schützen kann, das war Thema eines Online-Seminar der Stadt Bad Honnef in Kooperation mit dem Bonner Meteorologen Dr. Karsten Brandt und Petra Grebing, Energieberaterin der Verbraucherzentrale NRW im Rhein-Sieg Kreis. Bad Honnefs Klimaschutzmanagerin Kathrin Schmidt begrüßte mehr als 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über Starkregen, Hangwasser, steigendes Grundwasser, Kanalrückstau sowie die baulichen Schutzmaßnahmen an Gebäuden und Grundstücken informierten.

Denn das Thema Starkregen wird in den kommenden Jahren nach aktueller Lehrmeinung der Meteorologie und Klimatologie an Bedeutung gewinnen: Der Klimawandel und die sich aufwärmende Atmosphäre, die bei höheren Temperaturen auch mehr Wasser in der Luft transportieren kann, wird auch das Wettergeschehen verändern. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Tage mit Extremwetterereignissen und auch die Tage mit Starkregen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmen werden.
„Vor den Auswirkungen des Klimawandels kann sich niemand entziehen, daher ist neben der kommunalen Vorsorge gerade die eigenverantwortliche Vorsorge vor Extremwettereignissen von zentraler Bedeutung“, erklärt Holger Heuser, Erster Beigeordneter der Stadt Bad Honnef: „Das Beispiel des Starkregens zeigt, dass man sich allein mit organisatorischen Maßnahmen, kleinen baulichen Korrekturen und einem wachsamen Auge ohne großen Zeit- oder Kostenaufwand auf ein Ereignis vorbereiten oder zumindest das eigene Risiko abwägen kann.“

Zumindest, wenn das Wissen um Extremwetterereignisse und deren Folgen nutzt und nicht im Laufe eines Lebens vergisst oder verdrängt, betont Meteorologe Dr. Karsten Brandt: „Man kann es sprichwörtlich als Hochwasserdemenz bezeichnen, denn wenn über Jahre nichts passiert, vergisst man die Bedeutung der Vorsorge und Vorbereitungen. Dabei kann man sich wirklich nur mit Vorbereitungen wappnen, denn verhindern lassen sich Starkregenereignisse nicht.“ Das Problem bei der Vorsorge vor Starkregenereignissen liegt in unserem alltäglichen Umgang mit Statistiken, erklärt Brandt: „In unserem Alltag richten wir uns und unsere Vorsorge in der Regel am Median einer statistischen Verteilung aus. Was wahrscheinlich oder häufig ist, erkennen wir damit sofort und schützen uns davor. Bei Extremwettervorsorge funktioniert das nicht: man erfährt im Leben tausende oder zehntausende Tage ohne Probleme, ehe dann ein statistischer Ausreißer kommt, der uns mit unglaublicher Wucht trifft. Wer bei der Vorsorge diesen Ausreißer im Hinterkopf hat und weiß, dass es jederzeit dazu kommen kann, wird davon nicht mehr überrascht.“

Für das Stadtgebiet von Bad Honnef gab es neben unwetterartigen Starkregenereignissen nach Schwergewittern zuletzt ein dramatisches Großereignis im Jahr 1903, hat Karsten Brandt recherchiert: „Archive sind für uns eine wichtige Datenquelle, denn aus dem kollektiven Bewusstsein ist das Ereignis von 1903 längst verschwunden.“
Eine Vorsorgestrategie ist die Versickerung von Niederschlägen unmittelbar auf nicht-versiegelten Oberflächen, sodass Niederschläge bei Starkregenereignissen weder oberflächlich zu tiefergelegenen Orten abfließen noch die Kanalisation überlasten. Das allein reicht aber nicht, um sich vor Schäden eines Starkregenereignisses zu schützen, erklärten Dr. Karsten Brandt und Petra Grebing, Energieberaterin der Verbraucherzentrale NRW im Rhein-Sieg Kreis, im Online-Seminar. Bereits bei stärkeren Regenfällen von Sommergewittern könne man die Fließrichtung des Regens auf dem Boden gut erkennen und abschätzen, wohin das Wasser fließt – im Idealfall weg vom Eigenheim in einen Garten. Ist dies zum Beispiel aufgrund der Neigung des Grundstücks nicht möglich, lassen sich Dachüberstände verlängern, Sickergruben auf dem Grundstück einrichten, Ränder von Lichtschächten zu Kellerfenstern erhöhen und schlagregendichte Türen verbauen. Damit selbst wenige Zentimeter Regenwasser im Keller nach einem Starkregenereignis möglichst geringe Schäden verursachen, sollten wertvolle Gegenstände und insbesondere Elektrogeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke erhöht abgestellt werden.

Diese und viele weitere Tipps zum Umgang mit Starkregen bündelt die Verbraucherzentrale NRW auf einer eigenen Internetseite unter https://www.abwasser-beratung.nrw . Zudem ist ein weiterer Workshop zum Schutz vor Starkregen- und Extremwettereignissen geplant. Der Termin hierfür wird frühzeitig bekanntgegeben.

Fragen zu den Maßnahmen des Klimaschutzes und den Veranstaltungen zum Schutz vor Starkregen in Bad Honnef beantwortet Kathrin Schmidt, Klimaschutz- und Mobilitätsmanagerin der Stadt Bad Honnef, unter Telefon 02224 / 184-316 oder E-Mail an kathrin.schmidt@bad-honnef.de .