Stärkung, Spenden und Stempel für Handwerkerinnen und Handwerker auf der Walz
Mit nur fünf Euro im Gepäck sind sie gestartet und müssen sich mindestens drei Jahre und einen Tag auf berufliche Reise begeben. So sieht es die Tradition der Walz vor, die über Jahrhunderte in bestimmten Handwerksberufen Pflicht war und seit dem Jahr 2014 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Zu sehen sind zünftig reisende Handwerkerinnen und Handwerker im Alltag oft nur selten. Gleich acht von ihnen hat Bürgermeister Otto Neuhoff am Freitag im Rathaus begrüßen und zur besonderen Lebenserfahrung beglückwünschen dürfen. Erfahrungen sammeln, Reiselust und Abenteuerlust, so berichteten es die acht Reisenden, seien die Motivation für ihre Walz. Diese bedeutet traditionell einen Bannkreis von mindestens 50 Kilometern um den früheren Wohnort. Ein Mobiltelefon darf auf der Wanderschaft nicht genutzt werden, auch öffentliche Verkehrsmittel sind in der Regel tabu. Für Fabian Gruner war der Rathausbesuch in Bad Honnef eine der letzten Stationen seiner Wanderschaft, die drei Jahre und acht Monate gedauert und ihn mit dem während der Walz erarbeiteten Geld auch einmal auf die Kanarischen Insel geführt hat: er kehrt an diesem Wochenende nach Hause zurück, um die Walz erfolgreich zu beenden.
Im Rathaus der Stadt Bad Honnef wurden die Zimmerer, Tischler und Schuhmacher, letztere erkennbar an der roten Zunftkleidung, nicht nur mit einer kleinen Stärkung und einer Spende des Bürgermeisters empfangen: nach dem Aufsagen ihres traditionellen Spruchs erhielten die auch als „Fremdgeschriebene“ bezeichneten Wandergesellen das Siegel der Stadt ins Wanderbuch, das ihre Wanderschaft dokumentiert.