Carla Hussong, Sopran | Robert Reichinek, Tenor | Markus Kreul, Klavier
Heidrun Gärtner, Texte | Daniel Friedrich, Texte
Frau – Künstlerin – Ikone
Am 12. September 1840 wurde sie endlich offiziell besiegelt. Die Liebe zwischen Robert Schumann und Clara Wieck. In aller Stille traten sie in Schönefeld bei Leipzig vor den Traualtar. Nachdem Robert erfolgreich einen Gerichtsbeschluss erwirkt hatte, gegen den selbst Claras widerspenstiger Vater nichts mehr machen konnte. Zwar hatte man sich schon 1835 heimlich verlobt, aber die nächsten fünf Jahre sollten zu einem einzigen Versteckspiel werden. Und besonders Roberts Briefe und Kompositionen wurden immer wieder zum Gradmesser seines Liebeskummers und seines ständigen Schmerzes über die Trennung. Auch das Jahr 1840 spiegelt seinen Zustand, sein Wanken zwischen Liebesleid und Liebesfreud wider, als er sich regelrecht in die Liedkomposition stürzte und einen Zyklus nach dem anderen schrieb.
Mit „Myrthen“ entstand sogleich zu Beginn des Jahres ein Liederkreis, den Schumann nicht nur seiner Braut schon bald als Hochzeitsgeschenk überreichen konnte. Diesen Zyklus eröffnete er mit der Clara zugedachten „Widmung“, für die er Friedrich Rückerts Gedicht „Du meine Seele, du meine Welt“ auswählte. Clara Schumann war überrascht von Roberts plötzlicher Lied-Produktivität. Im Gegenzug versuchte er jetzt, seine ewige Liebe ebenfalls für seine neue musikalische Liebe, das Lied zu begeistern: „Mach´ doch ein Lied einmal! Es ist gar zu verführerisch.“
Aber Clara zierte sich: „Componieren aber kann ich nicht. […] Und nun vollends ein Lied, das kann ich gar nicht; einen Text zu erfassen, dazu gehört Geist.“ Nachdem Clara während ihrer Karriere als Pianistin natürlich immer wieder auch mit eigenen Klavierkompositionen verblüffte, wollte sie nun vor dem Lied kapitulieren. Robert intervenierte! Er legte ihr vier Gedichte von Rückert auf den Tisch. Und Clara fand daran plötzlich gleichermaßen Gefallen. An ihrem Geburtstag im Jahr 1841 bekam sie sodann auch das erste gedruckte Exemplar ihrer drei Rückert-Vertonungen überreicht, die als Opus 12 zusammen mit neun Rückert-Liedern von Robert veröffentlicht wurden. Rund 30 weitere Lieder entstanden danach. Und über Claras
„Liederpassion“ schrieb 1843 die „Neue Zeitschrift für Musik“: „Die Lieder werden wohl nicht einen geräuschvollen Triumphzug durch die Salons machen, aber in stiller Klause wird sich manch empfängliches Gemüth an ihrer ungeschmückten Anmuth und dem poetischen Dufte, der durch sie weht, erquicken.“
1853 sollte Clara Schumann ihre letzten Lieder schreiben – in jenem Jahr, als das Ehepaar in ihrem letzten gemeinsamen Lebensmittelpunkt, in Düsseldorf, Besuch von einem jungen Komponisten bekam. Es war der gerade mal 20-jährige Johannes Brahms, der von den Schumanns mit offenen Armen empfangen wurde. Gerade für Clara schien Brahms „eigens von Gott gesandt“. Schon bald verliebte sich Johnnes Hals über Kopf in Clara. Inwieweit auch sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegte, muss hingegen Spekulation bleiben. Denn 1888 – im Jahr, als Brahms sein heute zu hörendes Lied „Wie Melodien zieht es mir“ op. 105 Nr. 1 veröffentlichte – forderte Clara alle Briefe von ihm zurück, um so mögliche Pikanterien zu vernichten. Am 20. Mai 1896 verstarb Clara Schumann in Frankfurt am Main. Vier Tage später wurde sie an Roberts Seite auf dem Bonner Friedhof beigesetzt. Auch der eilig angereiste
Brahms konnte sich so noch von ihr verabschieden. Bevor er dann in den Hagerhof in Bad Honnef einkehrte – wo er mit der Aufführung der „Vier ernsten Gesänge“ seiner Freundin ein zweites Mal gedachte.
Guido Fischer
Robert Schumann (1810 – 1856)
Du bist wie eine Blume op. 25 Nr. 24
Liebster, deine Worte stehlen
op. 101 Nr. 2
Clara Schumann (1819 – 1896)
Er ist gekommen in Sturm und Regen
op. 12 Nr. 1
Liebst du um Schönheit op. 12 Nr. 2
Warum willst du and‘re fragen
op. 12 Nr. 11
Robert Schumann
In der Nacht op. 74 Nr. 4
Clara Schumann
Die stille Lotosblume op. 13 Nr. 6
Robert Schumann
Aus den östlichen Rosen op. 25 Nr. 25
Mein schöner Stern op. 101 Nr. 4
Widmung op. 25 Nr. 1
Pause
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Sapphische Ode op. 94 Nr. 4
Wie Melodien zieht es mir op. 105 Nr. 1
Robert Schumann
Die letzten Blumen starben
op. 104 Nr. 6
Sängers Trost op. 127 Nr. 1
Der Abendstern op. 79 Nr. 1
Ich denke Dein op. 78 Nr. 3
Texte aus Liedern, Tagebucheinträgen und Briefen von Johannes Brahms, Clara und Robert Schumann.
Nach dem Konzert freuen wir uns auf einen Ausklang mit Ihnen und den Künstler:innen im Foyer. Die Bar ist geöffnet!
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kulturring Bad Honnef e.V.
Der Eintritt zu dem Konzert ist frei, eine Spende sehr willkommen.
Tickets erhalten Sie kostenfrei ausschließlich unter: www.ksk-koeln.de/klassik-buehne.
Sofern Plätze frei sind, ist der der Eintritt auch spontan und ohne Ticket möglich