Bericht über Bad Honnef
…Bad Honnef ist gut beraten, wenn es seine Stärken auch wei-terhin ausspielt: Martinimarkt, Frühlingsfest, Rosenfest. Aber der Handel müsse eben auch viele Tage im Jahr ohne Feste auskommen, sagt Johanna Högner, Leiterin der Wirtschafts-förderung. Schon vor der Corona-Krise hat sie mit ihrem Team daher für mehr Gemeinschaft in der Händler-Szene ge-worben und das Kiezkaufhaus ins Leben gerufen. Dort können die Kunden online beim Händler ihrer Wahl bestellen und bekommen die Ware noch am gleichen Tag – mit einem Lastenrad nach Hause geliefert. Vor allem aber, und das ist das Wichtigste, kaufe der Kunde dort ein, wo sein Herz schla-ge und nicht bei einem weltweit agierenden Unternehmen.
Die Lieferkosten liegen Kund*innen unterhalb des Paketver-sandes. Die Händler bekommen eine kleine Homepage und können bis zu 80 Artikel mit Preis einstellen. Bislang machen im Kiezkaufhaus 31 von rund 75 Einzelhändler*innen in der Innenstadt mit, elf davon mit Shop für Online-Bestellungen. Andrea Hauser, die das Kiezkaufhaus für Bad Honnef be-treut, lässt trotzdem nicht locker: „Wir hätten gern noch mehr Händler im Team“, sagt sie. „Das wäre für die Kunden wich-tig.“ Wer mitmachen möchte, bekommt Beratung und Schulung kostenfrei.
Corona hat natürlich auch im Bad Honnefer Einzelhandel Spu-ren hinterlassen, weiß City-Managerin Miriam Brackelsberg. „Viele Händler sind schon arg gebeutelt, aber die meisten nutzen diese Zeit auch, um sich weiterzuentwickeln. Verkau-fen Ware über WhatsApp-Videoanruf. Manche haben Schil-der ins Schaufenster gehängt, auf denen steht, wie sie auch im Lockdown für die Kunden da sind.“ Selbst ein Herrenmo-denausstatter, der bereits der älteren Generation angehört, kommuniziere nun mit seinen Kunden über Facebook.
Eine gemeinsame Marke verkauft sich besserAlle versuchen sich neu zu erfinden. „Das ist eben eine Folge unserer Zeit“, pflichtet Johanna Högner ihr bei. „Die Standard-lösung gibt es nicht mehr.“ Für die Stadt insgesamt sei es aber wichtig, als Standort zu einer Marke zu werden. So könne sie ein Image entwickeln, das nach außen, aber auch nach innen wirkt.
Der Internethandel hat seinen Umsatz in der Corona-Krise noch einmal deutlich steigern können, meldet das Statistische Bundesamt. Besonders beliebt sind bei den Kund*innen im Netz Bekleidung und Schuhe. Dort stiegen die Umsätze von April bis Juni 2020 um gut 30 Prozent im Vergleich zum Vor-jahr. Diese Entwicklung zeichnete sich aber auch vor Corona schon ab: Von 1999 bis 2019 konnte die Branche ihre Online-Umsätze mehr als verdoppeln. Im gleichen Zeitraum halbiert sich beinahe der Umsatz der Kaufhäuser. Viele müssen schlie-ßen. Hauptgrund ist den Statistikern zufolge, dass ihr Sorti-ment nicht mehr mit der Vielfalt und den Angebotspreisen im Internet mithalten kann. Deutschlandweit mussten in den ver-gangenen zehn Jahren sechs Prozent der Einzelhändler*innen ihre Geschäfte schließen. Ein Trend, der durch Corona noch einmal verstärkt wurde.
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