Zwischenbericht zum Klimaschutzkonzept: zu viele Potenziale für Energieeffizienz und nachhaltige Energieerzeugung bleiben bislang ungenutzt

Bürgermeister Otto Neuhoff dankte den Teilnehmenden für das Interesse am aktiven Klimaschutz und ordnete das Ergebnis des Zwischenberichtes ein.

Die größten Einsparpotenziale bei Energieverbräuchen und Treibhausgasemissionen in im Stadtgebiet liegen bei den Privathaushalten und der Mobilität. Insbesondere im privaten Immobilienbereich könnten und müssen mehr erneuerbare Energiequellen genutzt und Energieverbräuche reduziert werden, um die nationalen Ziele zum Klimaschutz durch Treibhausgasreduktion erreichen zu können. Allein die Privathaushalte machen 38 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Stadt aus. Bislang wird der Bedarf überwiegend durch fossile Energieträger gedeckt. Bei der Erzeugung von Solarstrom durch Photovoltaik werden derzeit nicht einmal fünf Prozent der wirtschaftlich nutzbaren Dachflächen genutzt. Zu viele Potenziale für mehr Energieeffizienz, Senkung des Energiebedarfs durch Sanierung und auch Anpassung von Mobilitätsverhalten bleiben bislang unberücksichtigt.

Das ist das Ergebnis der Analysen der Energieverbräuche und der Treibhausgasemissionen sowie der Potenzialanalyse für den Zwischenbericht zum neuen Integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt Bad Honnef. Der Zwischenbericht wurde am Dienstagabend im Bürgerhaus Aegidienberg den über 60 interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt und ist auch auf der Internetseite der Stadt Bad Honnef abrufbar.
So gibt der Zwischenbericht unter anderem Einblicke in den gesamtstädtischen Energieverbrauch und die Potenziale, durch Steigerung der Energieeffizienz und den Wechsel auf nachhaltige Energieträger den Primärenergiebedarf und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. „Der überwiegende Wille der Bürgerinnen und Bürger zu mehr Klimaschutz ist da, denn die Auswirkungen werden zunehmend auch in Bad Honnef sichtbar und spürbar. Jetzt muss aus dem Willen auch eine gute Tat werden, damit sich endlich etwas bewegt und das große Potential zum Energiesparen und zur nachhaltigen Energieerzeugung stärker genutzt wird“, fasst Bürgermeister Otto Neuhoff den Zwischenbericht zusammen: „Abwarten und Aussitzen kann keine Option sein und schon heute gehen leider noch zu wenige Privathaushalte mit gutem Beispiel voran. Wir brauchen eine deutlich größere kritische Masse an aktiven Menschen, um in der Treibhausgasbilanz unserer Stadt spürbare Veränderungen bewirken können.“

Die Analysen machen es deutlich: würden alle Bürgerinnen und Bürger allein den Trends folgen, die sich aus technologischem Fortschritt und gesetzlichen Rahmenbedingungen für Energieeffizienz und Energieerzeugung ergeben, und darüber hinaus keine zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen wie den vorzeitigen Austausch von fossilen, nicht-effizienten Heizungen oder die energetische Sanierung von Gebäuden angehen, so würde das Ziel einer Treibhausneutralität bis zum Jahr 2045 deutlich verfehlt. Bliebe es beim diesem „Trendszenario“, würde in Bad Honnef bis zum Jahr 2045 der Treibhausgasausstoß noch bei über 100 Kilotonnen CO2 im Jahr liegen, was gegenüber dem Referenzjahr 1990 einer Reduktion von gerade einmal 50 Prozent entspräche.

„Wir haben daher auch ein sogenanntes Klimaschutzszenario gerechnet, dass eine nahezu vollständige Nutzung der erschließbaren Einsparpotenziale berücksichtigt. Dazu zählen die Steigerung der Energieeffizienz, Energieeinsparungen oder der Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch die technische oder natürliche Kompensation der verbleibenden Treibhausgasemissionen“, erklärt Swen Schmitz, der als Klimaschutzmanager der Stadt Bad Honnef das Integrierte Klimaschutzkonzept erstellt: „im Klimaschutzszenario, das auch eine Mitwirkung aller Bürgerinnen und Bürger und auch der Gewerbebetriebe voraussetzt, würden wir gegenüber dem Referenzjahr 1990 die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2035 um 61 Prozent, bis 2045 bis 86 Prozent und 2050 bis 92 Prozent reduzieren können.“

Die Stadt Bad Honnef investiert seit vielen Jahren in Maßnahmen der Energieeffizienz und der Treibhausgasreduktionen und hat diesen Kurs im Zuge der Energiekrise in Folge des Ukrainekonflikts im Sommer 2022 deutlich verschärft. Raumlufttechnische Anlagen mit Wärmerückgewinnung in Schulen, Optimierungen aller Heizungssteuerungen, der Bezug von Naturstrom bei der Bad Honnef AG, der Ausbau der eigenen Photovoltaikanlagen wie zuletzt auf der Sporthalle am Menzenberg, energetische Sanierungen und auch die Stärkung der klimafreundlichen Mobilität mit besserem ÖPNV-Angebot, mehr Attraktivität im Radverkehr oder auch die besonders energieeffiziente Erwärmung der Schwimmbäder mit einem Blockheizkraftwerk für das Lehrschwimmbecken in Aegidienberg und Solarthermie für das Freibad Grafenwerth zählen dazu.

„Damit auch mehr Bürgerinnen und Bürger die Klimaschutzziele des Bundes erreichen können, braucht es auch entsprechende Förderprogramme, die eine energetische Sanierung von Wohngebäuden leistbar machen. Denn trotz aktuell hoher Energiekosten rechnen sich einige Investitionen in die dringend benötigte höhere Energieeffizienz von Gebäuden oftmals erst nach Jahrzehnten. Viele Menschen wollen etwas tun – das sollte man unterstützen, wenn man Veränderungen auf breiter Linie anstoßen will.“

Das Interesse der Bad Honneferinnen und Bad Honnefer am Klimaschutz lässt sich aus der großen Öffentlichkeitsbeteiligung seit der Auftaktveranstaltung im September ablesen. Bei der Veranstaltung waren 370 Ideen und Anregungen eingereicht worden, die meisten zum Thema Mobilität. Die rund 70 Eingaben der Online-Ideenkarte erhielten über 1.000 zustimmende oder ablehnende Interaktionen von anderen Nutzenden. Auch per E-Mail und in den Workshops der Akteursbeteiligung gab es viele Ideen für Maßnahmen des Klimaschutzes, berichtet Klimaschutzmanager Swen Schmitz: „Alle Ideen, Anregungen und Hinweise wurden geprüft und fließen in ihrer Gesamtheit in die weitere Bearbeitung des Integrierten Klimaschutzkonzepts ein, das spätestens im Juli 2023 beschlossen werden soll.“

Über den Zwischenbericht und alle weiteren Schritte zum Integrierten Klimaschutzkonzept berichtet die Stadt Bad Honnef im Internet unter: https://meinbadhonnef.de/planen-bauen-umwelt/klimaschutz

Eine Übersicht über die sinnvollen Maßnahmen und möglichen Fördermittel für die energetische Sanierung von Gebäuden, Strategien zu mehr Energieeffizienz in Privathaushalten sowie individuelle Beratungsangebote bietet die Energieagentur Rhein-Sieg. Mehr Informationen unter https://energieagentur-rsk.de/ .