Was ist Totholz?
Wie der Name schon verrät ist Totholz liegend oder stehende abgestorbene, kranke oder alte Bäume oder Baumteile. Es handelt sich hierbei um Holz, welches kürzlich abgestorben oder seit vielen Jahren tot ist und sich im Wald zersetzt. Schon in der Antike wurde Totholz gebraucht, zum Beispiel für den Bau von Häusern, Schiffen und Möbeln verwendet. In der heutigen Zeit sind dies immer noch beliebte Gebrauchsbereiche von Totholz. Nun sind aber auch noch mehr Zwecke und Funktionen von Totholz in unserer Umwelt entdeckt worden.
(Text: Luisa Bennemann)
(Foto: Dirk Krämer, Fast verrotteter Baumstumpf mit rötlichem Holzritterling)
Warum ist Totholz gut?
Totholz ist aus vielen Gründen beachtenswert. Es spielt eine sehr wichtige Rolle im Ökosystem und in der Stabilität der Natur. Totholz trägt zur Biodiversität, dem Nährstoffkreislauf, sowie dem Boden- und Klimaschutz bei:
Biodiversität:
• Totholzstrukturen wie Baumstämme, Äste oder Wurzeln z.B. in Gewässern schaffen geschützte Räume. So kommt es zu einer Bildung von Ruhezonen, Laichplätzen, Fischunterständen und vogelsicheren Fischverstecken. Untersuchungen zeigten, dass an Biberburgen (nach einigen Monaten bis Jahren aus Totholz bestehend) bis zu 80% mehr Fische leben. Die Ansammlung von Laub an Totholz dient zudem als Nahrungsgrundlage für Muscheln, Fische und andere Wasserorganismen. Durch Rodungen ist Totholz ein seltenes Gut in Gewässern geworden.
(Foto: Dirk Krämer – Totholz am Strand)
• Totholz kann auch bei Trockenperioden feucht bleiben und dient somit als Unterkunft für Organismen, welche unter der Rinde oder dem Stamm Schutz vor dem Austrocknen suchen wie z.B. Amphibien (Frösche, Kröten, Salamander, Molche usw.) oder Schnecken.
(Foto: Dirk Krämer – Frösche brauchen Verstecke)
(Foto: Dirk Krämer – Weinbergschnecken lieben feuchte Baumnischen)
• Die Höhlen alter Bäume sowohl als auch stehendes Totholz fungieren für viele Vögel als Nahrungsquelle und Brutplätze. Spechte sind beispielsweise auf solche Bedingungen angewiesen. Sie erbauen ihre Nisthöhlen in Totholz und suchen dort auch Nahrung. Andere Arten wie zum Beispiel die Eule beziehen anschließend verlassene Spechthöhlen.
(Foto: Dirk Krämer – Toter Baum mit Spechthöhle)
• Insekten und andere Kleinlebewesen finden gerne Unterschlupf unter der toten Rinde. Sie dienen dann als Nahrungsquelle für andere Lebewesen. Außerdem helfen sie bei der Zersetzung des Totholzes und fördern so den Nährstoffkreislauf, indem die Freisetzung von Nährstoffen beschleunigt wird.
(Foto: Dirk Krämer – Bockkäfer leben im Holz)
• Für einige seltene Säugetiere, wie die Fledermaus oder der Siebenschläfer, dienen Höhlen im Totholz als Schlafquartiere im Sommer bzw. im Winter.
(Foto: Dirk Krämer – Fransenfledermaus lebt in Baumhöhlen)
• Für eine Vielzahl von Arten aus dem riesigen Reich der Pilze dient Totholz als Wuchssubstrat und ist damit eine Voraussetzung für deren Erhalt.
(Foto: Dirk Krämer – Hallimaschen auf Baumstumpf)
(Foto Dirk Krämer – Baumpilze an Totholzstamm’)
(Text: Luisa Bennemann)
Was hat Totholz mit dem Klimawandel zu tun?
Klimawandel:
Totholz ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher, da es über einen längeren Zeitraum Kohlenstoff im Holz und im Boden speichern kann. Solange Totholz nicht abgebaut wird und im Wald belassen wird, kann es den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre reduzieren. Die Förderung von Totholz im Wald kann
somit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen sein. Was allerdings wichtig klarzustellen ist, ist, dass Totholz nicht als alleinige Maßnahme gegen Emissionen betrachtet werden kann, sondern als zusätzlicher, unterstützender Faktor.
Regulierung des Wasserhaushaltes:
Totholz verfügt über die Funktion Wasser aufzunehmen und zu speichern. Dies kann bei einem Wasserüberschuss im Boden durchaus hilfreich sein. Somit kann es Boden-Erosionen und Überschwemmungen vorbeugen. Außerdem verbessert es die Bodenstruktur. Es lockert den Boden auf und verbessert die Durchlässigkeit von Wasser, schützt also auch vor Verdichtung des Bodens. Als Nährstoffquelle ist Totholz auch bekannt. Es kann gespeicherte Nährstoffe freisetzen, die für die Bodenfruchtbarkeit optimal sind.
(Foto: Dirk Krämer – Moosaufwuchs auf Totholzhaufen)
Ästhetik:
Zwar hat Totholz einen schlechten Ruf, was die Ästhetik angeht, kann aber durchaus eine ästhetische Bedeutung für die Gestaltung von Gärten, Parks und Landschaften haben. Selbst in vielen Möbelstücken kann Totholz Verwendung finden. Es hat auch einen traditionellen Wert, weil es schon in der Antike als ästhetisches Mittel benutzt worden ist. Zum Beispiel kann es in Form von Lampen oder Tischen eingesetzt werden. Darüber hinaus kann es durchaus ein einzigartiges und interessantes Element in der Landschaftsgestaltung sein. Durch Totholz wirkt die Atmosphäre meist rustikal und ist zudem eine nachhaltige und umweltfreundliche Option für die Dekoration und Gestaltung.
(Foto: Dirk Krämer – Kunst aus Totholz)
Zusammenfassend spielt Totholz weithin unterschätzte Rolle in unserem Umfeld: Es dient zum Schutz der Biodiversität, trägt zur Regulierung des Wasserhaushaltes bei, hilft beim Kampf gegen den Klimawandel und sieht währenddessen noch gut aus. Dementsprechend ist Totholz eine wichtige Ressource, welche geschützt und gefördert werden sollte. Wie jeder von uns dazu beitragen kann wird im folgenden beschrieben.
(Texte: Luisa Bennemann)
Wie kann ich Totholz selber "anbauen"?
Jeder kann Totholz selber „anbauen“
Möchten sie einen komfortablen Lebensraum für Lebewesen gestalten oder ihre Bäumen mehr Nährstoffe geben? Wenn sie in eigenes Grundstück oder eine eigene Grünfläche besitzen, können sie dazu beitragen, die Tier- und Pflanzenwelt zu fördern, indem sie auch Totholz bereitstellen:
• Sie können zum einen abgestorbene Bäume oder Äste auf ihrem Grundstück liegen lassen und so für einen Lebensraum für zahlreich Lebewesen sorgen. Sehr schnell siedeln sich z.B. die unscheinbaren Flechten darauf an, deren Schönheit nur eine Lupe zeigt.
(Foto: Dirk Krämer – Flechte auf Holz)
• Sie können auch künstliche Totholz-Strukturen wie einen Stapel von Stämmen schaffen, damit dieser in seinen Nischen Unterschlupf für Tiere bietet.
(Foto: Dirk Krämer – Totholzecke neben Kompost)
• Falls sie ihre lebenden Büsche und Bäume fördern möchten, dient Totholz als eine prima Nährstoffquelle und als Feuchtigkeitsspender. Dazu zerkleinern sie das Totholz zu einem sogenannten Mulch und verteilen es um ihre Bäume und Sträucher.
• Damit sie kein Totholz aus dem nächstliegenden Wald holen müssen, kann man die Produktion von Totholz auf dem eigenen Grundstück durch das Pflanzen von einheimischen Büschen und Stecklingen fördern. Aus den jungen Gerten kann man leicht dekorative Zäune gestalten.
(Foto: Dirk Krämer – Flechtzaun aus Haselruten)
• Selbst auf einem Balkon ist Platz für ein Bündel Totholz aus alten Zweigen und Ästen. Diese werden schon nach kurzer Zeit von zahlreichen Bewohnern besiedelt, die wiederum von Vögeln geschätzt werden.
• Hohle oder markhaltige Stängel aus abgestorbenen Stauden werden von Wildbienen gerne als Quartier angenommen.
(Foto: Dirk Krämer – Von Wildbienen belegte Pflanzenstängel)
(Texte: Luisa Bennemann)
Info-Quellen:
Bücher:
• Wunderwelt Totholz, Farina Graßmann, bei pala-Verlag
• Lebensraum Totholz. Gestaltung und Naturschutz im Garten, Werner David, bei pala-Verlag
• Totholz als Biotop im Garten: Mehr Natur für deinen Garten, Roland Kühne, bei Garten Bob
Links:
• www.biotopholz.de
• www.totholz.ch
• www.deutschewildtierstiftung.de/aktuelles/totholz