Wieso wollen wir den Wildbienen helfen?
In der Region hat der Bienenbestand einen kritischen Punkt erreicht: Von den etwa 450 verschiedenen Wildbienenarten in NRW stehen mehr als die Hälfte auf der Roten Liste der von Aussterben bedrohten Spezies. Die Ursachen und Folgen des Bienensterbens sind vielfältig und liegen zum größten Teil in unserer Art, mit der Natur umzugehen und unsere Nahrung industriell zu produzieren.
Im Jahr 2019 wurde mit der Aktion ‘Bad Honnef summt’ ein Projekt angestoßen, bei dem es um die Unterstützung von Wildbienen und anderen Insekten im Stadtgebiet ging. Dazu wurde ein Plan entwickelt, der die Herstellung verschiedener Insekten- und Vogel-freundlichen Kleinbiotope im ganzen Stadtgebiet vorsieht. Die Anlage auf der Wiese der BHAG in Hohenhonnef, unter der sich ein Wasser-Hochbehälter befindet, wurde als erstes Teilprojekt verwirklicht. Das Bienenhotel entwarf und baute die Realschulklasse 10 von Schloss Hagerhof im regulären Technik-Unterricht innerhalb von drei Monaten. Auch die Verankerungsarbeiten des großen Ständerwerks mittels
Schnellbeton wurde von den Jugendlichen übernommen. Für die Füllung des ‘Hotels’ mit geeignetem Nistmaterial sorgte das Klassenteam ‘Umwelt’ mit Schülern und Schülerinnen aus der 5 und 6 im Ganztagsunterricht des Hagerhofs. Mitglieder der Drachenfelsschule Königswinter schließlich pflanzten für das Bienenprojekt verschiedene einheimische Stauden in die Wiese, die sie selbst vorher in ihrem Schulgarten, dem ‘Drachenparadies’ herangezogen hatten. Auch das Dach des Insektenhotels wurde mit verschiedenen Sukkulenten, wie etwa Fetthenne und Hauswurz begrünt.
Was bringt der Schutz der Insekten dem Menschen?
Von den meisten Menschen werden Insekten mit Ausnahme der Schmetterlinge und der Bienen eher als Lästlinge oder Schädlinge wahrgenommen. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die Insektenwelt maßgeblich für unser Überleben wichtig ist.
Folgende Aspekte bringen diese Abhängigkeit auf den Punkt:
• Bestäubungsleistung: Allgemein bekannt ist, das die Honigbienen uns nicht nur Honig liefern, sondern auch die Obstbäume bestäuben, ohne die keine Früchte wachsen würden. Wenige wissen jedoch, dass etwa ein Drittel der Bestäubungsleistung auf die Tätigkeit von Wildbienen und anderen Insekten wie Schwebfliegen, Käfern und
Schmetterlingen zurück geht. Und es sind ja nicht nur Apfel und Birne, die bestäubt werden müssen, sondern der Großteil unserer Nahrungspflanzen ist darauf angewiesen. Ohne die Insekten gäbe es z.B. bei uns keinen Zucker (Zuckerrüben), kein Öl (Sonnenblumen, Raps, Disteln), keine Gemüse und auch keinen Salat. Es gibt bereits Gegenden in China, in denen die Obstbäume von Hand bestäubt werden müssen, weil dort alle Insekten ausgerottet wurden.
• Erfahrungsraum: Nicht zuletzt für unsere Kinder sind bunte Blumenwiesen voller schwirrendem Leben ein wichtiger Ort, an dem Natur hautnah und unmittelbar mit allen Sinnen erfahren werden kann. Hier können wir lernen, dass der Mensch nicht nur für den Erhalt seiner Art sorgen muss, sondern Verantwortung für alle lebenden Wesen trägt.
• Schönheit der Natur: Ein nicht zu vernachlässigender Grund, sich für den Erhalt der Insektenwelt einzusetzen, liegt in ihrer Schönheit. Nicht von ungefähr war das Sammeln von Schmetterlingen oder Käfern früher ein weit verbreitetes Hobby. Heutzutage ist dies bei vielen Naturliebhabern von der Fotografie abgelöst worden. Von dieser Formenvielfalt geht eine große Ästhetik und Faszination aus, ohne die die Welt etwas grauer und trister werden würde.
Warum ist der Schutz der Insekten wichtig für die Natur?
Die Bedeutung einer Art hängt nicht von ihrer Größe ab. Dies wird vor allem bei den Insekten deutlich:
• Nahrungskette: Insekten gibt es normalerweise in riesigen Mengen, sie bekommen viel Nachwuchs und sind nahezu überall zu finden, daher ist es nicht verwunderlich, dass sie am Anfang so mancher Nahrungskette stehen. Gerade die Vögel, deren Verschwinden allerorts bedauert wird, hängen im großen Maße von Insekten als Nahrungsquelle ab. Selbst die Körner fressenden Arten müssen ihre Jungen mit den proteinreichen Insekten füttern, damit sie gedeihen.
• Nützlinge: Oft ist nicht bekannt, dass es unter den Insekten und anderen Gliedertieren zahlreiche Arten gibt, die für den Menschen dadurch segensreich sind, dass sie Schädlinge verzehren. Bekannt sind z.B. die Marienkäfer und ihre Larven dafür, dass sie Blattläuse in großer Zahl vertilgen. Aber auch wenig geliebte Tiergruppen wie die Spinnen leisten hier einen wichtigen Beitrag. Der ökologische Landbau setzt zum Pflanzenschutz gezielt solche tierischen Helfer ein und kann dadurch weitgehend auf chemische Mittel verzichten.
• Biodiversität: Die Vielfalt des Lebens ist stark miteinander verzahnt. Die Stabilität dieses Netzes, von dem letztlich auch der Mensch ein Teil ist, hängt von jeder Art ab: Der Wegfall einzelner Glieder dieses Netzes reißt Lücken, die letztlich zum Zusammenbruch des ganzen Ökosystems führen kann; mit schlimmen Auswirkungen für die Menschheit. Bei uns führt hauptsächlich die industrielle Landwirtschaft mit ihrem hohen Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden zu einer Verarmung der Landschaft und damit zum Aussterben zahlreicher Arten, aber auch die rasant zunehmende Flächennutzung durch Industrie, Verkehr und Bautätigkeiten.
• Bestäubung: Natürlich hängt nicht nur die Nahrungsmittelproduktion der Menschen von der Bestäubung durch die Insekten ab, sondern auch die Fortpflanzung der meisten Wildpflanzen. Ohne diese käme es zu einem verheerenden Zusammenbruch der biologischen Vielfalt.
Was kann ich tun?
Die Rettung unserer Natur ist eine gewaltige und notwendige Aufgabe für unsere Gesellschaft. Neben politischen Weichenstellungen ist aber gerade jeder Einzelne gefordert, seinen Beitrag zu leisten. Insektenschutz in unserem Garten oder Balkon ist ein guter Anfang:
• Nisthilfen anbringen: Sehr einfach und wirkungsvoll ist es, im Garten ein paar Nisthilfen für Wildbienen anzubringen. Das muss nicht sofort ein ‘Insektenhotel’ sein, eine Dose mit hohlen Stängeln, z.B. aus Bambus, reicht fürs erste aus. An einem trockenen, sonnigen Platz postiert, lassen die Mieter nicht lange auf sich warten. Wer ambitionierter vorgehen will, sollte sich allerdings vorher kundig machen (siehe Tipps und Links am Ende). Natürlich sind Nisthilfen auch käuflich erwerbbar, aber auch da sollte man sich vorher informieren.
• Nahrungsquellen pflanzen: Ohne Blumen als Nektar- und Pollenquelle nützen auch die Nisthilfen nicht. Man sollte bei der Auswahl der Pflanzen darauf achten, dass sie keine gefüllten Blüten haben, denn diese sind steril. Auch bevorzugen die Insekten einheimische Arten. Wer auch Schmetterlinge anlocken möchte, sollte zusätzlich deren Raupenfutterpflanzen in den Garten holen. Schließlich müssen auch noch die Blühzeiten der Blumen und Sträucher beachtet werden, so dass möglichst über das ganze Jahr ein Angebot vorhanden ist.
• Auf Gift verzichten: Herbizide und Insektizide sollten im naturnahen Garten gar keine Verwendung finden, denn sie schädigen die Insekten- und Vogelwelt viel mehr als man vermuten möchte. Hartnäckigen Schädlingen, wie z.B. dem Buchsbaumzünsler, kann mit spezifisch wirksamen biologischen Mitteln, z.B. einem Bakterium aus dem Fachhandel, begegnet werden, wenn das Absammeln der Raupen nicht möglich ist. Im Gemüsegarten werden auch gerne verschiedenen Pflanzenaufgüsse gegen Schädlinge verwendet.
• Naturräume schaffen: Lassen wir der Natur in unserem Garten mehr Spielraum, z.B. dadurch, dass wir nicht immer überall ‘aufräumen’, Laub, wo es nicht stört, auch
mal liegen lassen und nicht jedes wilde Kraut entfernen. Auch der Rasen muss nicht unbedingt zweimal pro Woche geschnitten werden, vielleicht kann sich ja ein Teil auch als Wiese entwickeln? Ein Losesteinhaufen oder ein Stapel alten Holzes in einer Ecke des Gartens sind begehrte Biotope für Insekten, ebenso natürlich ein
Komposthaufen.
• Anliegen unterstützen: Werde aktiv, wenn es um die Belange des Umweltschutzes geht. Ebenso wichtig wie der Schutz des Regenwalds ist der Erhalt der biologischen Vielfalt vor unserer Haustür. Das fängt in unserem Garten an und geht über die kommunale und regionale Ebene bis hin zur bundesweiten. Die Bayern haben mit ihrem erfolgreichen Volksbegehren ‘Rettet die Bienen’ eine Gesetzesänderung erstritten!
• Ernährungsverhalten: Ohne eine Änderung in der industriellen Landwirtschaft wird es uns nicht gelingen, den Verlust an Artenvielfalt aufzuhalten. Da ist jeder einzelne Konsument gefragt, seine Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Man kann es so zusammenfassen: Mehr regional, mehr biologisch angebaut, mehr saisonal und weniger fleischlastig kaufen. Viele haben in jüngster Zeit entdeckt, wie viel Vergnügen der Selbstanbau von Obst, Gemüsen, Salat oder auch nur von Kräutern am Küchenfenster macht.
Wer kann mir helfen?
In Hier eine Auswahl von Tipps, mit denen man weiter kommt:
Bücher:
– Wildbienen. Die anderen Bienen. P. Westrich, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München
– Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. H. & M. Hintermeier, Obstund Gartenbauverlag, München
– Wildbienenhelfer: Wildbienen & Blühpflanzen. A. Eder, Verlag Tipp 4, Rheinbach
– Das Insektenhotel: Naturschutz erleben, Bauanleitungen, Tierporträts, Gartentipps. W. R. Günzel, Pala-Verlag, Darmstadt
– Wir tun was für Bienen: Wildbienengarten, Nisthilfen und Stadtimkerei. C. Hemmer, KOSMOS, Stuttgart
Vereine und Organisationen:
– Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis, Eitorf www.biostation-rhein-sieg.de
– Biologische Station Bonn/Rhein-Erft, Bonn www.biostation-bonn-rheinerft.de
– Verschönerungsverein Siebengebirge, Königswinter www.vv-siebengebirge.de
– Bürgerinitiative Naturschutz-Siebengebirge e.V., Königswinter www.naturschutzsiebengebirge.de
– Bonn blüht und summt, Bonn Bonn im Wandel
Links mit nützlichen Tipps:
– Naturschutzbund Deutschland (NABU) www.nabu.de
– Bürgerinitiative Umweltschutz Deutschland (BUND) www.bund.net
– LBV: Insektenhotel selber bauen www.lbv.de
– Mein schöner Garten: Insektenhotel, Nützlingshotel www.mein-schöner-garten.de
Alle Fotos D. Krämer