Aus Dem Archiv – „Einstweilen herzliche Grüße. Euer Alfons mit Helena“ Ansichtskarten aus dem Bestand des Stadtarchivs Bad Honnef

Ansichtskarte mit Blick auf das Forsthaus Löwenburg, 1904

Sommerzeit ist Ferienzeit. Und Ferienzeit bedeutet für Viele zu verreisen. Damit die Angehörigen wissen, dass man gut angekommen ist, oder vielleicht auch nur um freundliche Grüße aus der Ferne zu senden, war es früher üblich, eine Ansichtskarte zu verschicken. Heute geschieht das eher mit einer Kurznachricht, die mit dem Smartphone schnell verschickt werden kann. Ebenso wie Fotografien von der Reise, die – per whatsapp oder SMS – fast in Echtzeit ihre Adressaten erreichen.

Dass Nachrichten aus der Ferne, vor allem in Form einer Ansichts-, oder Postkarte über Ländergrenzen hinweg verschickt werden können, ist erst durch den Berner Postvertrag vom 1. Juli 1875 möglich geworden. Nur ein paar Jahre zuvor, 1869, war durch Professor Emmanuel Herrmann die Correspondenz-Karte in Österreich eingeführt worden. 1872 wurde die amtliche Bezeichnung schon durch den Begriff Postkarte ersetzt. Die Versandzeit konnte durch eine damals noch mehrfach am Tag stattfindende Zustellung sehr kurz sein. So war es, je nach Distanz, nicht unüblich, dass eine Postkarte noch am gleichen Tag ankam.[1]

1896 wurde neben anderen Druckverfahren auch der sogenannte Lichtdruck erfunden. Er ermöglichte es Fotografien auf den Postkarten abzudrucken. Bildlich gestaltete Postkarten wurden schnell beliebt, ersparten sie den VerfasserInnen doch ausführliche schriftliche Beschreibungen.

Auch heutzutage erfreuen sich Post-, bzw. Ansichtskarte nach wie vor großer Beliebtheit. Nicht unbedingt in Form eines Grußes aus der Ferne, sondern eher als Sammelobjekt. Sie dienen regionalen Museen und Archiven als historisches Bilddokument, weil trotz künstlerischer Freiheit oft Zustände von Ortschaften, Straßenzügen oder Gebäudekomplexen abgebildet sind, von denen es sonst keine Überlieferung mehr gibt.

Auch im Bestand des Stadtarchivs Bad Honnef befinden sich interessante Ansichtskarten die zeigen, wie und was damals war.

So zum Beispiel eine Ansichtskarte, die im Jahr 1936 gelaufen ist, sprich versendet wurde. Sie zeigt das heute nicht mehr existierende Hotel-Restaurant Bürgerhaus in der Hauptstraße 84, am südlichen Ende der heutigen Fußgängerzone. Neben der Außenansicht bietet die Karte auch einen Blick in den Speisesaal. Die Rückseite der Karte überliefert ebenfalls interessante Informationen: Zum Beispiel, dass das Hotel von Heinz Weis geführt wurde und es für die damalige Zeit modern eingerichtet war, mit Fernsprecher, fließendem Wasser, Bädern und einer Zentralheizung.

Ansichtskarte des ehemaligen Hotels ‘Bürgerhaus’, Hauptsraße 84

Das Erscheinungsbild dieser Ansichtskarte entspricht dem uns gewohnten Aufbau einer Postkarte. Die Vorderseite ist zweigeteilt, mit Adressatenfeld und Platz für Mitteilungen; auf der Rückseite befindet sich das Bild. Dieser Aufbau einer Ansichtskarte ist erst 1905 eingeführt worden. Bis dahin schrieb man seine Grüße auf der Rückseite. Neben den bildlichen Darstellungen stand dafür meist nicht viel Platz zur Verfügung.

So auch auf der Karte, die 1905 gelaufen ist, und eine Ansicht der Hauptstraße von Honnef nach Rhöndorf zeigt. Am linken Bildrand erkennt man den Eingang zum Kurhaus. Da diese Karte am 31.1.1905 datiert ist, gehört sie zu den letzten Exemplaren dieser Art, bevor die Vorderseiten der Postkarten umgestaltet wurden.

Ansichtskarte mit Blick auf die Hauptstraße in Richtung Rhöndorf

Vor der Umgestaltung der Vorderseite war es also üblich seine Nachricht auf die rückseitige Bildseite zu schreiben. Dies ist später nicht mehr der Fall. Allerdings versahen manche AbsenderInnen die Postkarten auf denen Ansichten der Hotels abgebildet sind, und in denen sie einquartiert waren, oft mit einem Kreuz an dem Fenster des Zimmers, das sie gemietet hatten.

Das ist auf den folgenden Postkarten gut zu erkennen. Eine zeigt das ehemalige Hotel Haus Elfriede in der Löwenburgstraße in Rhöndorf, heute Hotel Weinhaus Hoff, die andere zeigt das ehemalige Hotel Dell Zum Siebengebirge in Honnef an der Ecke Hauptstraße/ Bahnhofstraße. Links erkennt man im zweiten Stock das mit Kugelschreiber aufgebrachte kleine Kreuz. Interessant ist, dass die Vorderseite der Karte unausgefüllt blieb. Das kann man auf zwei Arten deuten: Entweder der Absender hatte vor die Karte zu versenden, und es dann doch nicht getan. Oder die Karte diente nur zur persönlichen Erinnerung.

Anischtskarte des Hotels ‘Haus Elfriede’, Löwenburgstraße in Rhöndorf

Ansichtskarte des ehemaligen Hotels Dell ‘Zum Siebengebirge’, Ecke Bahnhofsstraße/ Hauptsraße

So oder so, Ansichtskarten enthalten viele Informationen. Sie sind nicht nur aufgrund ihrer Abbildungen wertvolle Zeugnisse für die Historie der jeweiligen Ortschaften. Die Nachrichten, die mit ihnen versendet wurden, sind ebenso wichtige Quellen. Geradeweil sie oft sehr persönlich verfasst sind, bieten sie einen spannenden und lebendigen Einblick in längst vergangene Zeiten.

Die Ansichtskarten im Bestand des Stadtarchivs zeigen, dass Bad Honnef und die Region des Siebengebirges schon immer ein beliebtes Reiseziel war. Man muss also nicht unbedingt in die große weite Welt hinausfahren. Der Urlaub lässt sich auch wunderbar in der Region verbringen.

Ansichtskarte des ehemaligen Campingplatzes ‘Mutter Veronika’

Wie wäre es zum Beispiel mit Camping? Der Campingplatz Mutter Veronika ist zwar schon länger geschlossen, aber es gibt ja Alternativen. Und wer weiß, vielleicht landet Ihre Ansichtskarte, die Sie von dort schreiben, später auch einmal im Bestand des Stadtarchivs von Bad Honnef.

Wenn Sie selbst historische Ansichtskarten mit Bezug zu Bad Honnef oder dem Siebengebirge haben, und diese nicht weiter verwahren möchten, können sie gerne im Stadtarchiv abgeben werden.

© Stadtarchiv Bad Honnef

 

[1] Anna Spiesberger, Postkarten, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde, URL: https://www.leo-bw.de/themenmodul/sudwestdeutsche-archivalienkunde/archivaliengattungen/bilder/postkarten, Stand: 13.06.2017.