Einwohnerantrag auf Initiative von SIBI-Schülerinnen und Schülern: Über 1.500 Bürger fordern Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers

Drei Aktenordner voller Unterschriften sowie eine umfangreiche Antragsmappe übergaben die Schülerinnen und Schüler des Siebengebirgsgymnasiums aus der Klasse 11 gemeinsam mit Lehrer Thomas Rott an Bürgermeister Otto Neuhoff.

Mit drei vollen Aktenordnern und einer Antragsmappe im Gepäck haben die Schülerinnen des Siebengebirgsgymnasiums (SIBI) am vergangenen Montag Bürgermeister Otto Neuhoff über 1.500 Unterschriften eines Einwohnerantrags zur Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers übergeben. „Das ist eine beachtliche Initiative und auch vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse ein wichtiges Signal für die Demokratie und gegen das Vergessen. Ich bin beeindruckt, dass ihr den aufwendigsten Weg der Gemeindeordnung gewählt und habt und die erforderlichen Unterschriften für einen Bürgerantrag zusammenbekommen habt“, dankte Bürgermeister Otto Neuhoff den Schülerinnen und Schülern bei einem Empfang im Ratssaal. Voraussichtlich in der Ratssitzung am 10. Oktober soll der Einwohnerantrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerschaft in den Rat eingebracht und beraten werden.

Damit holt der Rat eine inhaltliche Auseinandersetzung und Aufarbeitung nach, die im Jahr 1983 auf Initiative der Freien Wählergemeinschaft Die Grünen in Bad Honnef angeregt worden und dann formal beendet worden war – ein unzufriedenstellender Umstand, wie Lehrer Thomas Rott, der im vergangenen Schuljahr mit einer 10. Klasse im Geschichtsunterricht auf Spurensuche gegangen war: „Zur Entscheidung kam es nicht, denn es gab 1983 einen Antrag an die Geschäftsordnung, also einen Antrag auf Schluss der Debatte. Damit waren wir sehr unzufrieden.“ Gemeinsam mit dem städtischen Archivar Dr. Jens Kremb war der Geschichtskurs auf Spurensuche gegangen, fand die Ratsunterlagen aus dem Jahr 1983 und auch ein persönliches Dankesschreiben Adolf Hitlers aus dem Jahr 1933, als neben rund 4000 anderen Städten auch die Stadt Bad Honnef den späteren Diktator des Deutschen Reichs zu ihrem Ehrenbürger gemacht hatte. Eine Ehrenbürgerschaft, die formal mit dem Suizid Hitlers erloschen war, ohne dass die Stadt und der Rat sich je formal distanziert hatten. Die Schülerinnen und Schüler der heutigen 11. Klasse wollten es nicht dabei belassen und stießen mit ihrem Lehrer Thomas Rott einen Einwohnerantrag nach Artikel 25 der Gemeindeordnung NRW an. Das notwendige Quorum an Unterstützern bedeutete Fließarbeit: in den Geschäften der Innenstadt sammelten die Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Monaten Unterschriften bei der Kundschaft. „Wenn man etwas erreichen will, muss man hartnäckig sein, dranbleiben und Überzeugungsarbeit leisten“ würdigte Geschichtslehrer Thomas Rott das Engagement der Klasse: „Jetzt haben wir unsere Arbeit getan.“

Mit einem persönlichen Dankesschreiben hatte sich der spätere Diktator Adolf Hitler im Jahr 1933 für die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Honnef bedankt.

Bürgermeister Otto Neuhoff würdigte das Engagement und erklärte das weitere Vorgehen: „Ich werde mich mit den Fraktionen beraten, dann setze ich den Antrag auf die Tagesordnung des Rates und bin sehr gespannt auf die Debatte. Die Debatte ist mir auch wichtig: es gab einige, wenige Stimmen, dass man die Sache auch schnell erledigen hätte können. Das wäre aber nicht in meinem Sinne, denn es geht nicht um eine „schnelle Erledigung“, sondern um die Würdigung der Initiative und auch darum, die Auseinandersetzung mit dem Thema nachzuholen.“

Mit ihrem Engagement haben auch die Schülerinnen und Schüler des SIBI ein Stück ihrer Stadtgeschichte mitgeschrieben, erklärte Stadtarchivar Dr. Jens Kremb und appellierte, die Möglichkeiten des Archivs zur Recherche auch für den Unterricht rege zu nutzen.