BergMarken: mit Apollinaire und Beethoven das Mucherwiesental neu entdecken

Philipp Valente aus Dortmund (Mitte) überzeugte die Jury mit seinem Entwurf für das Mucherwiesental. Johanna Högner und Fabiano Pinto gratulierten dem Architekten bei der Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse.

Im Realisierungswettbewerb BergMarken zur Steigerung der Attraktivität des Radverkehrs im Mucherwiesental stehen die Sieger fest. Am 20. Mai hatte das Preisgericht die aus ganz Deutschland eingereichten Beiträge bewertet. In der vergangenen Woche wurden die insgesamt vier Preisträger ins Rathaus eingeladen, um ihre Entwürfe vorzustellen und ihre Preise entgegenzunehmen. Platz 1 sicherte sich der Dortmunder Architekt Philipp Valente. Sein Entwurf überzeugte die Jury, weil er aus der kurvenreichen Strecke für Radfahrer eine künstlerisch anregende Etappenfahrt macht, ohne dafür nennenswert in die Natur der Landschaft eingreifen zu müssen.

Kreativer Wettbewerb für mehr Fahrradattraktivität
Im Februar hatte die Stadt Bad Honnef ihren Realisierungswettbewerb für die „BergMarken“ ausgeschrieben. Es wurden kreative Ideen gesucht, um den Radverkehr zwischen Berg und Tal auch ohne bauliche Investitionen attraktiver zu machen. Durch den Anstieg der Pedelec-Fahrenden hat die Strecke trotz der Steigungen bereits jetzt an Nachfrage gewonnen. Johanna Högner, Leiterin der Wirtschaftsförderung und Projektverantwortliche im Kommunikationsprojekt zur Radverkehrsförderung war von der Resonanz auf die Ausschreibung begeistert: „Wir haben sehr gute und auch sehr kreative Beiträge aus ganz Deutschland erhalten. Für unser Preisgericht war es keine leichte Aufgabe, einen SiegerInnenentwurf zu ermitteln.“

Unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Hemmer, stellvertretender Vorsitzender des Klima- und Umweltbeirats der Stadt Bad Honnef, bewerteten die Fachpreisrichter Prof. Dr. Wiltrud Terlau als Vorsitzende des Klima- und Umweltbeirats, Andreas Rein vom Verein zur Förderung von Kunst & Kultur in Bad Honnef, Simon Knur von der Kommunalagentur.NRW und Lars Düerkop von der ADFC Ortsgruppe Siebengebirge die eingereichten Beiträge. Als Sachpreisrichter waren Hans Peter Lindlar als Vorsitzender des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge, Johanna Högner, Leiterin Wirtschaftsförderung und Büro Bürgermeister, Radverkehrskoordination für das Förderprogramm des BMVD sowie Bürgermeister Otto Neuhoff in der Jury.

Preisgelder für die besten drei Entwürfe
Stadtplaner Fabiano Pinto, zuständig für die Vorprüfung aller Arbeiten und die nun anstehende Realisierung, fasste die Ergebnisse der Beratungen des Preisgerichts zusammen: „Der dritte Platz ging an Dennis Werner aus Leverkusen, der sich insbesondere mit der Motivation für das Radfahren auseinandergesetzt hat. Sein Entwurf zielt auf eine rustikale Gestaltung an, die mit humorvollen Texten kombiniert ist. Gelobt wurde von der Jury der direkte Bezug zum Radverkehr und auch der humorvolle Ansatz.“

Einen stärkeren Bezug zum Mucherwiesental hatte der zweitplatzierte Entwurf des Büros Müller-Rieger GmbH aus München: Skulpturen, die Motive der Bewegung und der Gesundheit aufgreifen, zieren den Verlauf des Weges durch das Tal. „Durch die Verwendung von Naturmaterialien ergäbe sich kein Medienbruch der Kunst im Naturraum, der sich die Kunst über die Jahre zurückerobern könnte“, resümierte Fabiano Pinto.

Nahezu „geräuschlos“ im positivsten Sinne sei der Entwurf des Siegers Philipp Valente aus Dortmund durch das Verfahren gelaufen, berichtet der Stadtplaner: „Der Entwurf greift mit seinen schmalen Säulen oder Stehlen minimalinvasiv in die Landschaft ein. Mit der Wahl von Versen des Dichters Guillaume Apollinaire, der in Bad Honnef unterwegs war, und von Ludwig van Beethoven hat der Architekt zwei Personen ausgewählt, die zum Ort gehören. Die Kunst wird harmonisch in den Streckenverlauf eingefügt. Wer sich auf den Weg begibt, erlebt ein Gesamtkunstwerk aus Kunst und Natur, dass sich während der Fahrt zusammensetzt. Das hat die Jury überzeugt.“
Der Architekt war im Januar angereist und hatte das Mucherwiesental – aufgrund eines verlorenen Handschuhs nicht ganz unfreiwillig – drei Mal hintereinander abgelaufen. Die Eindrücke der „Winterwunderwelt“ des Tals, wie es Valente beschrieb, hätten nachhaltig gewirkt: „Mir kam relativ schnell der Gedanke, die vielen Kurven der Strecke aufzugreifen. Sobald man eine Kurve verlässt, hat man als Radfahrer bereits die nächste Kurve vor Augen.“ Valente habe die Kurven als Etappen gezählt und mit Versen von Apollinaire und Beethovens Werken verglichen: „Zusammen ergibt sich eine Zielführung das Tal hinab, die Lyrik und Natur verbindet.“

Sonderpreis für kreativen Entwurf außerhalb der Wertung
Einen Sonderpreis in Form eines Ankaufs erhielt der Münchner Architekt Luis Daniel Pozo Torres. „Seine Arbeit hat das Preisgericht aus verschiedenen Gründen bewegt, weil sie die Fahrradmobilität aufgreift, aber auch schöne Orte der Pause aufwertet und damit die Natur des Tals erlebbar macht“, erklärte Stadtplaner Fabiano Pinto. „Allerdings hatte der Entwurf ein wichtiges Kriterium nicht erfüllt: den Kostenrahmen. Daher war der Entwurf nicht preiswürdig. Aufgrund der positiven Resonanz hat das Preisgericht sich dafür ausgesprochen, die Preisgelder umzuverteilen und den Entwurf mit einem Ankauf zu würdigen.“ Das freute den Architekten, der eigens aus München angereist war: „Ich komme aus Bolivien, einem Land der Berge, und liebe es zu wandern. Das kann man im Mucherwiesental sehr gut. Mir war bei der Ausschreibung sofort klar, dass das Tal Orte braucht, um Pausen und auch die Natur zu genießen. Die Harmonie von Tal und Natur lässt sich am bestem mit einem Kreis symbolisieren und der Kreis passt auch wunderbar zum Rad des Fahrrades. So ergab alles zusammen eine runde Sache.“

Einen Sonderpreis in Form eines Ankaufs erhielt der Münchner Architekt Luis Daniel Pozo Torres (Mitte) von Johanna Högner und Fabiano Pinto überreicht.

Die eingereichten Arbeiten der ersten drei Plätze sowie der Sonderpreis des Ankaufs werden in den nächsten Wochen im Rahmen einer Ausstellung im Foyer des Rathauses gezeigt werden. Die Idee der Bergmarken profitiert gleich in zweierlei Weise von Fördermittel. Das Wettbewerbsverfahren wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert. Für die nun anstehende Umsetzung stehen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Gelder im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative aus dem Förderprogramm „Klimaschutz durch Radverkehr“ zur Verfügung. Diese Doppelförderung zeigt, dass es zur Förderung des Alltagsradverkehrs neben den konkreten Infrastrukturmaßnahmen wie Radwegen und Fahrradabstellanlagen auch emotionale Bausteine braucht, um Radmobilität in der gesamtgesellschaftlichen Wahrnehmung weiter aufzuwerten.

Im Wettbewerb waren Preisgelder im Gesamtwert von 10.000 Euro ausgelobt worden. Der erste Platz ist mir 4.000 Euro dotiert, der 2. Platz erhält 3.000 Euro, der 3. Platz 2.000 Euro und der Ankauf wurde mit 1.000 Euro honoriert.

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